Im Sommer 1989 erhielt ich meine Privatpilotenlizenz und im Februar 1990 bekam ich mit der Unterstützung einer werblichen Darstellung meinen ersten eigenen Ballon. Nun entstand auch für Interessierte aus unserer Region und dem weiteren Umfeld die Möglichkeit, das bekannte Land in aller Ruhe aus einer anderen Perspektive zu sehen. Eine neue Attraktion in unserer Region war hinzugekommen. Ich sollte aber nicht lange alleine bleiben, denn nach wenigen Jahren tauchten weitere und auch größere Ballone am Horizont auf.
Nachdem ich nun seit vielen Jahren aktiv den Ballonsport betreibe und über 2000 Stunden als Ballonfahrer im Korb verbrachte, bin ich immer noch der Meinung, dass bei aller Technik und Abwicklung größerer Passagierzahlen am Startplatz das ursprünglich vom Fahrgast erwartete Gefühl des Abenteuers und die Faszination der Fahrt in einem Ballonkorb nicht als eine allgemeine Beförderung oder "Busfahrt" in der Luft seinen Reiz verlieren darf.
Oft findet man zur Besonderheit dieses Sports lyrische Umschreibungen wie "ein himmlisches Abenteuer", "die endlose Freiheit", "über den Dingen stehen", "Abheben und Abenteuer erleben". Wie aber verträgt sich eine solche Aussage mit der Situation am Startplatz, wenn sich massenhaft Passagiere einfinden und dann vom Boden zur versprochenen "Romantik" abheben sollen?
Je größer die Anzahl der Passagiere am Startplatz und je aufwendiger die Organisation, desto mehr kann die ursprünglich gewollte Idee der Einzigartigkeit dieser schönen Absicht schwinden. In der Masse noch Klasse zu vermitteln, halte ich für schwer realisierbar. Die Gefahr, dass aus dem angepriesenen letzten ungefährlichen Abenteuer so mehr und mehr eine reine Personenbeförderung von Punkt A nach irgendwohin mit wenig Einmaligkeitscharakter entsteht, ist dann denkbar.
Nach meiner Erfahrung aus unzähligen Gesprächen mit Passagieren erwarten die Mitfahrer einer Ballonfahrt (auch wenn sie diese als Geschenk von Freunden erhielten) Dinge wie:
Ich vertrete den Standpunkt, Ballonfahrten nur mit Körben durchzuführen, die ohne Passagierabteile auskommen. So haben alle Mitfahrer durch Positionswechsel die Möglichkeit, optimal in alle Himmelsrichtungen Ausschau zu halten. Machbar ist das aus statischen Gründen aber nur mit Körben für maximal 5 Passagiere, wie sie bei uns zum Einsatz kommen. Mit Zunahme der Korbgröße verkümmert die ursprünglich gewollte Idee, möglichst vielen Leuten die Einmaligkeit einer Ballonfahrt zu vermitteln.
In einem Zeitalter der Fusionen, Joint Ventures, Kooperationen und Allianzen sollte man sich gerade in dieser Branche allerorts auf die Ursprünge und die Vermittlung eines außergewöhnlichen Erlebnisses besinnen.
Unser Motto: Weniger ist oft mehr!
Udo Poggemöller